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Spieser Höhe - jüdischer Friedhof in der Hermannstraße
Neunkirchen, Gedenkstein auf dem Jüdischen Friedhof, 1950er Jahre. Foto: Wikimedia Commons, Gripweed
Bis 1831 wurden die Toten der jüdischen Gemeinde von Neunkirchen in Illingen bestattet. Diese hatte schon seit 1777 die Genehmigung zur Anlage eines eigenen, ortsnäheren Friedhofes. In den 1880er Jahren wurde er erweitert. Der allgemeine Aufschwung der Saarregion zu dieser Zeit brachte auch für die jüdische Bevölkerung Wachstum und Wohlstand, der diese Maßnahme notwendig machte.
Im Zuge der Novemberpogrome 1938 wurde auch der jüdische Friedhof von Neunkirchen verwüstet, entweiht und 1942 für 165 Reichsmark an die Stadt verkauft, die ihn zur Beisetzung verstorbener Zwangsarbeiter*innen aus den Gruben und Betrieben Neunkirchens nutzte.
In der durch NS-Ideologie geprägten Vorstellung der Zeitgenossen, kam die Beisetzung verstorbener Zwangsarbeiter*innen auf "normalen" Friedhöfen nicht in Frage, da diese dadurch "beschmutzt" würden. So fanden auf dem jüdischen Friedhof insgesamt über 200 Menschen ihre letzte Ruhe, davon 81 sowjetische Kriegsgefangene und 153 Zwangsarbeiter*innen, darunter auch über 20 Kinder. Die Mehrheit der Toten waren aber sowohl Kriegsgefangene als auch Zwangsarbeiter*innen, die auf den Gruben der Neunkircher Umgebung eingesetzt waren. Noch im Oktober 1945 wurde eine Verstorbene auf dem jüdischen Friedhof beigesetzt: Margozata Gercke aus Leningrad. Sie war eine sogenannte Displaced Person, eine von hunderttausenden, die auf die Möglichkeit zur Heimkehr warteten. Wie viele erlebte sie diese aber nicht mehr.
Vier Jahre nach Ende des Krieges kaufte ihn die jüdische Gemeinde zurück. Nur zehn historische Grabsteine hatten die Zeit der NS-Herrschaft überstanden, der Rest wurde nach und nach ergänzt.
Sowohl in den 1970er Jahren als auch in den frühen 2000ern wurde der Friedhof mehrfach geschändet. Grabsteine wurden zertrümmert, Denkmäler umgestürzt.
Das größte Denk-, beziehungsweise Mahnmal auf dem Friedhof stammt aus dem Jahr 1955 und war von den Zerstörungen nicht betroffen. Es war im Rahmen der Neueinweihung des Friedhofs durch den Bildhauer und Architekten Arwed Hoyer kreiert worden. Eingerahmt von brusthohen Sandsteinmauern besteht es aus vier großen Sandsteinblöcken, die übereinander geschichtet eine Stele ergeben. Den obersten Stein ziert ein aus der Oberfläche ragender Davidstern. Unter ihm ist auf dem zweitobersten Stein eine Inschrift zu lesen: "Den Mitgliedern der Synagogengemeinde Neunkirchen, die in den Jahren 1933-1945 roher Gewalt erlagen. Allen in diesem Gottesacker ruhenden Menschen zur ehrenden Erinnerung."
In Erinnerung an die dort bestatteten Zwangsarbeiter*innen und Kriegsgefangene wurde im Jahr 1975 eine Gedenktafel in der Friedhofsmauer eingebaut, welche die Aufschrift "Zum Gedenken an die im 2. Weltkrieg verstorbenen russ. Zivilinternierten" trägt.
Verwendete Quellen und Literatur:
- Hermann Volk, Heimatgeschichtlicher Wegweiser zu Stätten des Widerstandes und der Verfolgung 1933-1945. Bd. 4 Saarland, Köln 1989, S. 94.
- Stadt Neunkirchen: https://www.neunkirchen.de/index.php?id=juedischerfriedhof (Letzter Aufruf: 20.09.2021)
- Arbeitsgemeinschaft für die Erforschung der Geschichte der Juden im süddeutschen und angrenzenden Raum: https://www.alemannia-judaica.de/neunkirchen_saar_friedhof.htm (Letzter Aufruf: 21.09.2021)
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