Gestapo-Lager Neue Bremm - Ein Rundgang mit Horst Bernard

Gestapo-Lager Neue Bremm Rundgang mit Horst Bernard

Häftlinge im Gestapo-Lager Neue Bremm

Im Lager an der Neuen Bremm waren Menschen aus unterschiedlichen Ländern und aus ebenso unterschiedlichen Haftgründen interniert. Unter anderem aus Belgien, Italien, Großbritannien, Luxemburg, den Niederlanden. Die meisten Inhaftierten kamen jedoch aus der ehemaligen Sowjetunion (dazu gehörten 15 Länder, darunter Russland, die Ukraine oder Belarus) sowie aus dem besetzten Frankreich. Die meisten Inhaftierten aus der Sowjetunion waren Kriegsgefangene oder Zivilpersonen, die im Saarland Zwangsarbeit leisten mussten. Insgesamt gab es in der Zeit von 1939 bis 1945 rund 70.000 Zwangsarbeiter*innen, die zu großen Teilen aus der ehemaligen Sowjetunion stammten. Sie wurden nicht nur in den Bergwerken und großen Industriebetrieben eingesetzt, sondern auch in kleinen Handwerksbetrieben, in der Landwirtschaft oder in Privathaushalten. Die Lebensbedingungen der Zwangsarbeiter*innen unterschieden sich zwar je nach Herkunft und Einsatzort, waren aber insgesamt sehr schlecht. Vor allem Zwangsarbeiter*innen aus der ehemaligen Sowjetunion und Polen wurden als von den Nationalsozialisten als „Untermenschen“ bezeichnet und meist menschenunwürdig behandelt. Wenn du mehr über Zwangsarbeiter*innen zur Zeit des Nationalsozialismus erfahren möchtest, empfehlen wir dir diese Website: www.zwangsarbeit-archiv.de

Die zweitgrößte Häftlingsgruppe bildeten Menschen aus Frankreich. Die meisten von Ihnen waren Widerstandskämpfer*innen, der sogenannten Résistance. Zudem waren aber auch Angehörige von Wehrmachtsdeserteuren oder Menschen jüdischen Glaubens inhaftiert.

Insgesamt waren in der kurzen Zeit, die das Lager von der Gestapo genutzt wurde, rund 20.000 Menschen inhaftiert. 83 Menschen starben nachweislich im Lager an der Neuen Bremm, darunter eine Frau. Viele der Zeitzeugen, die im Männerlager interniert waren, erzählten allerdings, dass jeden Tag mindestens ein Mann durch die qualvolle Behandlung des Lagerpersonals oder den schlechten Hygiene- und Ernährungsbedingungen ums Leben kam.

Betrachtet man die große Zahl der Inhaftierten, wissen wir heute leider nicht viel über die Menschen, die in Saarbrücken Opfer des nationalsozialistischen Gewaltregimes wurden. Von vielen kennen wir nur Namen und Daten auf Deportationslisten oder den Haftunterlagen aus anderen Konzentrationslagern, die häufig dazu noch falsch geschrieben wurden und eine rassistisch und antisemitische Perspektive auf diese Menschen abbilden. Einige Menschen, die überlebten, haben aber von ihren Erlebnissen im Nachhinein erzählt. Stellvertretend für die 20.000 Inhaftierten, wollen wir euch hier die Verfolgungsgeschichten von drei Menschen vorstellen. 

Kennst du Polina?
Kennst du Roger?
Kennst du Clémence?

Polina Tichovskaja

Sie verhörten mich, schlugen mich, fragten mich: ‚Warum sitzt du hier? Wer war noch dabei? Wer war noch beteiligt?‘ Aber ich habe nichts gesagt.“

Polina Tichovskaja (geb. Bortkova) wurde am
24.11.1942 mit 15 Jahren von den Nationalsozialisten aus der Ukraine zur Zwangsarbeit ins Saarland verschleppt.

Sie organisierte sich in einer Widerstandsgruppe, wurde aber am 18.08.1944 von der Saarbrücker Gestapo
erwischt und im Lager an der Neuen Bremm
inhaftiert.

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Roger Vanovermeir

„Ich glaube, wenn man von der Neuen Bremm kam, konnte man hinkommen, wohin man wollte. Es fiel einem immer ein Stein vom Herzen.“

Der französische Widerstandskämpfer
Roger Vanovermeir wurde im Sommer 1943 als
sogenannter „Nacht- und Nebelhäftling“ durch
den Sicherheitsdienst in Paris verhaftet.
Gemeinsam mit 60 Mitinhaftierten führte ihn sein
weiterer Deportationsweg im Oktober 1943 ins
Saarbrücker Gestapo-Lager an der Neuen Bremm.
Er sollte dort 11 Tage verbringen, die er sein
Leben lang nicht mehr vergessen konnte.

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Clémence Jacques

„Wir wussten ja nie, was mit uns geschehen würde. Wohin verschleppen sie uns noch? Was haben sie noch vor?“

Clémence Jacques (geb. Vécrin) lebte mit ihrer Familie in einem kleinen Dorf in der Nähe von Metz. Im
Sommer 1944 wird die gesamte Familie verhaftet, weil
einer der Brüder nicht zurück zur Wehrmacht
wollte und sich versteckt hielt.
Während ein Teil der Familie nach der Haft in Metz
entlassen wurden, hat man Clémence und ihre Mutter
nach Saarbrücken deportiert. Bevor ihre Verfolgungsgeschichte weiterging, sollten sie eineinhalb Monate im Gestapo-Lager Neue Bremm bleiben.

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