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Messegelände - Zwangsarbeiter*innenlager am Schanzenberg
„Die Politik der Zwangsarbeit war nicht nur Teil der NS-Kriegswirtschaft, sondern auch Teil eines Eroberungs- und Vernichtungskrieges, unter dem vor allem Länder in Osteuropa stark zu leiden hatten. Im August 1944 wurden etwa 60-70.000 Zwangsarbeiter im Saargebiet eingesetzt, es waren meist Kriegsgefangene und Zivilpersonen aus den eroberten Ländern Europas.
Am Stichtag 1. Juni 1944 kamen im Saarland von den ausländischen Zivilpersonen 19.158 aus der Sowjetunion, 10.721 aus Frankreich und 3.705 aus Polen; die übrigen stammten aus über 30 weiteren Ländern, wobei Belgien, Spanien, Italien, die Niederlande und Jugoslawien am stärksten vertreten waren.
Das Gros dieser sog. ‚Fremdarbeiter‘ war in der Schwerindustrie, der metallverarbeitenden Industrie, der Reichsbahn und in der Landwirtschaft eingesetzt. Aber auch kleinere Unternehmen und Behörden nutzten die Arbeitskraft der Zwangsarbeiter für sich.
In Saarbrücken arbeiteten ca. 20.000 Zwangsarbeiter in 11 Behörden und über 80 Unternehmen, der überwiegende Teil kam aus der Sowjetunion (‚Ostarbeiter‘). Die Burbacher Hütte beschäftigte 1.175 dieser ‚Ostarbeiter‘ und ca. 250 sowjetische Kriegsgefangene. Die ‚Fahrbereitschaft Saarbrücken Stadt und Land‘ hatte 158 sowjetische Kriegsgefangene in ihren Diensten.
Diese Arbeitskräfte waren im Stadtbild Saarbrückens durchaus präsent, sie waren für die Bevölkerung tagtäglich im öffentlichen Raum zu sehen. Zum Beispiel bediente sich die Saarbrücker Müllabfuhr französischer Kriegsgefangener.
Ferner ist davon auszugehen, dass es im Stadtgebiet von Saarbrücken ca. 50 Unterkünfte für Zwangsarbeiter gab.
Der Lebensalltag dieser zwangsverpflichteten Menschen konnte sehr unterschiedlich ausfallen: vom Eingebundensein in familiäre Strukturen auf kleinen Bauernhöfen bis zur extremen Ausbeutung in industriellen Großbetrieben. In jedem Fall hing ihr Schicksal vom Willen ihrer jeweiligen ‚Arbeitgeber‘ ab.
Ab 1944 wurden die Zwangsarbeiter zur Beseitigung von Kriegsschäden eingesetzt. Wenn bei einem Bombenangriff die deutsche Bevölkerung in Bunkern Schutz suchen konnte, mussten sie in Mitten der einschlagenden Geschosse weiterarbeiten.
So waren bei dem Angriff im Mai 1944 von 239 Toten 151 Ausländer.
Trotz des hohen Risikos, bei einem Bombenangriff ums Leben zu kommen, wurde der Moment genutzt, um Lebensmittel zu beschaffen.
Manche Zwangsarbeiter organisierten sich und leisteten mit Waffen Widerstand.
So verschanzten sich sowjetische Zwangsarbeiter in der Ruine des Gasthauses Pabst Ecke Ludwigstraße/Turnerstraße. Als es den Deutschen nicht gelang, sie zu überwältigen, sprengten sie das gesamte Gebäude.“
An der Einfahrt zum Messegelände hängt eine Tafel der Landeshauptstadt Saarbrücken, mit der an dieser Stelle stellvertretend für die zahlreichen Zwangsarbeiter*innenlager im Stadtgebiet an die Zwangsarbeiter*innen erinnert.
Zitierte Literatur:
- Werner Brill, Politischer Stadtführer. Saarbrücken 1933 bis 1945. Saarbrücken 2021, S. 120f.
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