Bahnhofsstraße 95 - Johanna Kirchner

„Johanna Kirchner wurde 1889 in Frankfurt a. M. geboren und wuchs in einer sozialdemokratischen Familie auf. Sie und Marie Juchacz gehörten zu den Gründungsmitgliedern der Arbeiter­wohlfahrt (AWO) in Frankfurt. Als im März 1933 das Frankfurter Gewerkschaftshaus von der SA besetzt wurde, emigrierte sie in das damals noch nicht zu Deutschland gehörende Saargebiet.

In Saarbrücken arbeitete sie in der Pension von Marie Juchacz (damals Bahnhofstr. 80). Mit Max Braun (SPD) engagierte sie sich in der Status-Quo-Bewegung gegen den drohenden ‚Anschluss‘ des Saargebietes an das Deutsche Reich.

Im Saarland leitete sie das Flüchtlingskomitee und verhalf vielen Verfolgten zur Flucht. Ab 1935 war Hanna Kirchner in Forbach in der Beratungsstelle für Emigranten tätig und gab 1936 mit Emil Kirschmann das Informationsblatt Beratungsstelle für Saarflücht­linge heraus.

Sie wurde1937 offiziell ausgebürgert und musste Forbach 1939 verlassen. Sie flüchtete mit Hilfe von Johannes Hoffmann nach Metz; dort wurde sie später verhaftet.

Danach durchlief sie mehrere Gefängnisse und kam ins Lager Gurs, wurde aber durch einen Lageraufseher freigelassen, der sie noch von Forbach her kannte. Sie konnte in einem Kloster bei Aix-les-Bains unterkommen. 1942 wurde sie verraten und wieder verhaftet, von den Vichy-Behörden an die Gestapo ausgeliefert und ins Gefängnis Lerchesflur gebracht.

Ihre beiden Töchter erhielten eine Besuchserlaubnis und erschra­ken über den Zustand ihrer Mutter, die durch die Misshandlungen gezeichnet war. Überstellt nach Berlin wurde sie zunächst zu zehn Jahren Zuchthaus verurteilt, danach übernahm der berüchtigte Leiter des Volksgerichtshofs, Roland Freisler, das Verfahren und verurteilte sie in einem Schauprozess zum Tode.

Johanna Kirchner wurde am 9. Juni 1944 im Gefängnis Berlin-Plötzensee hingerichtet.“

Weitere Orte im Saarland, die an Johanna Kirchner erinnern:

  • Büste von Johanna Kirchner im Rathaus Saarbrücken
  • Stolperstein in der Bahnhofsstraße 80 in Saarbrücken
  • Johanna Kirchner Haus – Seniorenzentrum in der Trifelsstraße 25 in Saarbrücken

Weitere Informationen zu Johanna Kirchner findet ihr hier:

  • Weitere Artikel, die u.a. Johanna Kirchner betreffen findet ihr im 2021 veröffentlichten Politischen Stadtführer auf den Seiten 26, 50, 52, 78, 86, 106, 137, 148. Hier geht es zum Artikelhttps://www.blattlausverlag.de/epages/63683181.sf/de_DE/?ObjectPath=/Shops/63683181/Products/267
  • Zur Widerstandstätigkeit Johanna Kirchners beim Institut für Stadtgeschichte, Frankfurt am Main. Hier geht es zum Artikel. Dort findet ihr auch einen Brief, den die Schriftstellerin und Widerständlerin Lore Wolf über ihre Begegnung mit Johanna Kirchner im Gefängnis in Berlin geschrieben hat.

Zitierte Literatur:

  • Werner Brill, Politischer Stadtführer. Saarbrücken 1933 bis 1945. Saarbrücken 2021, S. 52.

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