Talstraße - Aline-Söther-Platz

Die Grausamkeiten des NS-Regimes und die Ideologie des Rassenwahns terrorisierten all jene, die nicht in das Weltbild der Nazis passten oder sich nicht unterordnen und anpassen wollten. So geriet auch eine junge Frau namens Aline Söther ins Fadenkreuz der von Unmenschlichkeit gekennzeichneten Schreckensherrschaft Adolf Hitlers und seinen willfährigen Handlangern.

Aline Söther wurde am 10.09.1923 in Beckingen geboren. Zum Zeitpunkt der Machtergreifung Hitlers, ist Aline gerade mal zehn Jahre alt. Ein junges Mädchen auf dem Weg zum Erwachsenwerden mit Träumen, Wünschen und Hoffnungen, wie sie eigentlich alle heranwachsenden Mädchen in dem Alter haben und doch wirft der Beginn der Nazi-Diktatur bereits seine Schatten voraus und markiert einen Wendepunkt von historischem Ausmaß. Aline kann zu diesem Zeitpunkt nicht wissen, dass ihr junges, unbeschwertes Leben jäh ein Ende finden wird. Nazideutschland wird die Welt, die Menschheit in einen finsteren Abgrund reißen, der Zweite Weltkrieg wird bis zu seinem Ende über 70 Millionen Menschen das Leben kosten.

1940 zieht Aline mit ihrer Familie um, nachdem ihr Vater in Vigy-Altroff im ehemaligen Département Moselle als Bergmann dienstverpflichtet wird. Die inzwischen 17jährige Aline hilft auf einem Bauernhof mit, lernt den polnischen Kriegsgefangenen Myrtek Stamovitsch kennen und verliebt sich in ihn. Doch die junge Liebe steht unter keinem guten Stern. Die Nazis duldeten keine Beziehungen zu Polen. Unter Androhung von Erschießung Kriegsgefangener, die eine Beziehung zu deutschen Frauen eingingen und der Ächtung durch öffentliche Anprangerung der betroffenen Frauen, unterband die selbsternannte Herrenrasse die sogenannte „Rassenschande“. Deutsche Männer und Frauen waren angehalten ihr arisches Blut reinzuhalten und somit ihre Ehre zu schützen und zu bewahren.

Mitten in diesen dunklen Zeiten ein junges Paar, vielleicht die erste große Liebe. Schmetterlinge im Bauch. Zwei Menschen, die zueinander fanden und die ein Verbrechen begingen, allein dadurch, dass sie sich der Rassenideologie der Nationalsozialisten widersetzen, indem sie sich liebten. Als Aline schließlich von ihrem Myrtek ein Kind erwartet und die Schwangerschaft unübersehbar fortgeschritten ist, setzt der verzweifelte werdende Vater seinem Leben ein Ende. Myrtek Stamovitsch wirft sich vor einen Zug. Man mag sich die Trauer und Verzweiflung der jungen, werdenden Mutter kaum ausmalen. Aline bringt am 23.08.1943 die gemeinsame Tochter zur Welt. Die kleine Rita wird ihren Vater nie kennenlernen. Welchen Ächtungen, Anfeindungen und missbilligenden Blicken die junge Mutter Aline ausgesetzt war, kann man nur erahnen. Alles was ihr von ihrer Liebe zu Myrtek geblieben ist, ist ihre kleine Tochter. Doch ihr Mutterglück währt nur kurz. Als Rita sechs Monate alt ist, erhält Aline eine Vorladung vom Bürgermeisteramt „zwecks Vormundschaft“. Es ist ein Vorwand um die junge Frau endlich für den Tatbestand der „Rassenschande“ zu bestrafen. Aline kehrt von diesem Termin im Bürgermeisteramt nie wieder zurück nach Hause.

Aline Söther wird ins KZ Ravensbrück deportiert. Die junge Mutter, die erst ihren Partner verloren hat, muss nun die schmerzliche Trennung von ihrem Säugling ertragen. Wie unglaublich schrecklich muss das für Aline gewesen sein! Wie viele Tage und Nächte hat Aline gebangt, zurückkehren zu dürfen zu ihren Eltern und ihrem Baby? Wie viele Tränen hat sie vergossen vor Verzweiflung und Ausweglosigkeit? Wie sehr gehadert mit ihrem Schicksal? Ihr Verbrechen: Die Liebe zu einem Mann, der von den Nationalsozialisten zu einem Untermenschen deklariert wurde.

Aline Söther stirbt kurz vor der Befreiung des KZ. Sie ist eines von unzähligen Opfern eines unmenschlichen und unbarmherzigen Terrorregimes, deren Mächtige auszogen sich die Welt Untertan zu machen und all jene, die nicht in ihr Weltbild und ihre Lehre passten, gnadenlos zu vernichten.

Die kleine Rita lernt ihre Eltern nie kennen und wächst bei ihren Großeltern auf, die fortan mit dem Schmerz über den Verlust ihrer Tochter leben müssen.

Heute ist ein Platz in Beckingen nach Aline Söther benannt: Aline-Söther-Platz in der Talstraße.

Mit einer Infotafel wird an das Schicksal der mutigen jungen Frau erinnert.

Verwendete Literatur:

Ein Projekt des:

Kontakt

Stengelstraße 8
66117 Saarbrücken

Tel 0681-633 31
Fax 0681-633 44

Kooperationspartner:
Bildungspartner:
Gefördert von: