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Emigrantenhilfe in der Rue nationale 41 in Forbach
Die Grenze zu Frankreich war bis 1935 offen. Nach der Machtübernahme der Nazis wurde die Grenze geschlossen. Hier zu sehen die Einweihung der Zollschranke an der Goldenen Bremm am 14. April 1935. Foto: Fritz Mittelstaedt (c)Stadtarchiv Saarbrücken, NL M
„Kurz nach der Abstimmung eröffneten Max Braun, Emil Kirschmann und Johanna Kirchner in Forbach in der Rue nationale 41 eine 'Beratungsstelle für Saarflüchtlinge'. Träger war der Internationale Gewerkschaftsbund. Sie sollte juristisch und sozial beraten und finanzielle Unterstützung leisten.
Anfangs wurden die Männer in Forbach in einer Kaserne untergebracht, Frauen und Kinder in Klöstern und Privatunterkünften. Das Mittagessen wurde in der Turnhalle eingenommen, die für viele Männer zugleich auch als Schlafstelle diente.
Der Völkerbund hatte am 24. Mai 1935 beschlossen, den sog. Nansen-Pass auch für Saarflüchtlinge gelten zu lassen. Allerdings führten Verteilungsprobleme dazu, dass nur ca. 1.200 saarländische Personen diesen Pass erhielten. Nach der Einführung dieses Passes wurden bis zum 20. September 1935 die über 60, meist kleinen Lager für Saaremigranten aufgelöst. Die Beratungsstelle in Forbach erstellte seit dem 24. Januar 1935 ein regelmäßiges Rundschreiben ('Nachrichten von der Saar') für die Menschen in den Aufnahmelagern. Zudem erschien von 1935 bis 1937 eine neue Publikation mit dem Namen 'Informationen von Emigranten für Emigranten', die von den Kommunisten Herbert Wehner alias Kurt Funk und August Hartmann sowie den Sozialdemokraten Max Braun und Albert Grzesinski redigiert wurde.
Somit war dies das erste Organ einer deutschen Einheitsfront im französischen Exil; bereits zuvor hatte die Beratungsstelle der SPD mit der Abschnittsleitung der KP in Forbach unter Otto Niebergall kooperiert. Das bedeutete für die SPD im Saarland, die im November 1933 in SLS (Sozialdemokratische Landespartei des Saargebietes) umbenannt wurde, und die KP im Saarland eine Fortsetzung der Politik des Bündnisses, das die SPD-Führung im Prager Exil immer noch ablehnte.
Nach der Auflösung der Beratungsstelle im Frühjahr 1936 in Forbach gründete die neue französische Volksfrontregierung von Léon Blum das 'Office pour les Refugiés Sarrois' das sich um die Beschaffung von Personaldokumenten, die Verwaltung von Finanzen und die Vermittlung von Arbeitsplätzen kümmerte.
Angela Braun-Stratmann war ab 1936 in der Pariser Zentrale des 'Office Sarrois' aktiv. Hierbei hatten die Saaremigranten eine positive Sonderstellung bei der Vermittlung von Arbeitsplätzen. Angela Stratmann hatte im weiteren Verlauf der politischen Verfolgung einen wichtigen Anteil bei der Unterstützung der geflüchteten Personen und der Organisation des Widerstands.
Viele Saarländer gingen nach Spanien, um dort gegen das Franco-Regime zu kämpfen. Gustav Regler war einer der Bekanntesten. Im Vergleich zu anderen deutschen Regionen waren saarländische Widerstandskämpfer im spanischen Bürgerkrieg prozentual am stärksten vertreten.“ (1)
Mit dem Überfall auf Polen begann der Zweite Weltkrieg und das Grenzgebiet Saarland, Rheinland-Pfalz und Lothringen wurde zur Roten Zone erklärt, woraufhin auch die Betreiber des „Office Sarrois“ ins Landesinnere flohen.
Zitierte Literatur:
- Werner Brill, Politischer Stadtführer. Saarbrücken 1933 bis 1945, Saarbrücken 2021, S. 86f.
Weitere Informationen zu Widerstand und Emigration in der Grenzregion findet ihr hier:
- Land of Memory 1933-1945: https://1933-1945.land-of-memory.eu/de/erinnerungsort/widerstand-an-der-saar-von-1933-bis-1936/
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