- Damit kein Gras drüber wächst
Erinnerungsprojekt: Damit kein Gras drüber wächst
Landesjugendring Saar e.V.
Mit dem Projekt „Damit kein Gras drüber wächst“ wollen wir jungen Menschen die Möglichkeit geben, sich mit historisch-politischen Themen des Nationalsozialismus in ihrer Region auseinanderzusetzen. Und zwar genau an den Orten, an denen sich diese Geschichte ereignet hat. Zu diesem Zweck werden in Kooperation mit der „Initiative Neue Bremm“ und dem „Historischen Museum Saar“ Workshops, Projekttage und Workcamps angeboten, bei denen sich junge Heranwachsende direkt an den Erinnerungsorten intensiv mit der Entstehung und Folgen von Diktatur und Machtherrschaft befassen können. Mit Methoden der außerschulischen Jugendarbeit beschäftigen sich die Teilenehmer*innen bei unseren Angeboten nicht nur mit historischen Fragestellungen, sondern auch mit daran anknüpfenden aktuellen Debatten, beispielsweise über Menschenrechte, Demokratie oder Diskriminierung.
Das Projekt wird seit 2023 gefördert von den saarländischen Ministerien für Arbeit, Soziales, Frauen und Gesundheit sowie für Bildung und Kultur.
Angebote für Schulklassen und Jugendgruppen
Mit unseren Bildungsangeboten wollen wir eine aktiv-partizipative Auseinandersetzung mit der Geschichte des Nationalsozialismus und der Erinnerungskultur fördern. Aus diesem Grund setzen wir auf Methoden der außerschulischen Jugendarbeit, die eine nachhaltige und mehrkanalige Beschäftigung mit der Thematik ermöglichen und ausreichend Raum und Zeit zum Nachdenken und Verarbeiten lassen. Zudem legen wir Wert auf die Freiwilligkeit der Teilnahme.
Alle Angebote richten sich an Jugendliche und junge Erwachsene aus dem Saarland und den angrenzenden Regionen ab 12 Jahren.
Eine Übersicht unserer Angebote für Schulklassen und Jugendgruppen findet ihr hier.
Scout werden
Zur Durchführung der Bildungsangebote sind wir auf der Suche nach jungen Menschen zwischen 16 und 30 Jahren, die unser Team unterstützen möchten. Dafür bieten wir im Laufe des Jahres verschiedene Fortbildungen und Qualifizierungsangebote an, die auch als Verlängerung der Jugendleiter-Card anerkannt werden.
Ihr habt Interesse? Dann schickt uns eine Mail an denneler@landesjugendring-saar.de und wir setzen uns dann mit euch in Verbindung.
Unsere Bildungsorte
Um an die Lebenswelt der Jugendlichen anzuknüpfen, ist es uns wichtig zu zeigen, dass die NS-Verbrechen nicht nur an den bekannten Schreckensorten in Europa begangen wurden, sondern auch hier in unserer Region, sozusagen direkt vor unserer Haustüre. Zudem wird die Geschichte durch die Durchführung der Bildungsangebote an konkreten Orten der Geschichte greifbar und leichter nachvollziehbar. Deshalb legen wir Wert darauf, dass die Bildungsangebote direkt an den Erinnerungsorten durchgeführt werden und freuen uns, dass wir die Initiative Neue Bremm sowie das Historische Museum Saar hierfür als Kooperationspartner gewinnen konnten.
Gedenkstätte „Gestapo-Lager Neue Bremm“
„Die Neue Bremm war ein schreckliches Lager. In den anderen Lagern kam der Tod langsam, aber in Saarbrücken kam er schnell.“ (Aussage des ehemaligen Häftlings Louis François)
Von Anfang 1943 bis Ende 1944 nutzte die Gestapo in Saarbrücken wegen der Überfüllung der Gefängnisse ein Barackenlager auf der Neuen Bremm als „erweitertes Polizeigefängnis“. Das Gestapo-Lager Neue Bremm bestand aus einem Männer- und einem Ende 1943 erbauten Frauenlager, die durch einen öffentlich nutzbaren Weg voneinander abgetrennt waren. Ursprünglich war das Lager dazu gedacht, verhaftete Frauen und Männer innerhalb kurzer Zeit zu „disziplinieren“ und nach wenigen Wochen wieder zu entlassen. Viele der Häftlinge blieben jedoch weitaus länger im Lager und wurden dort Opfer von unbeschreiblicher Gewalt. Insgesamt 20.000 Menschen wurden in der kurzen Zeit inhaftiert, teilweise 600 bis 800 Häftlinge zur selben Zeit. Auch wenn es sich beim Lager auf der Neuen Bremm nicht um ein KZ im herkömmlichen Sinne handelte, stehen die dort begangenen Schreckenstaten den großen Lagern in Europa in nichts nach.
Seit 2004 erinnert eine Gedenkstätte an die Geschichte des Ortes. Sie besteht unter anderem aus einer über sechzig Meter langen Wand, auf der zur Straße hin ein Leuchtschriftband mit unterschiedlichen Übersetzungen und Bedeutungen des indoeuropäischen Wortes „ghosti“ („HOSTAL HOSTILE HOTEL HOSTAGE GOSTIN OSTILE HOSTEL HOSTIL HOST“) auf die gegensätzliche Nutzung des ehemals beliebten Ausflugsziels aufmerksam machen soll. Auf der Rückseite der Betonwand finden sich Informationen über die Geschichte, Opfer und Täter des erweiterten Polizeigefängnisses. Auf dem hinter der Gedenkwand liegenden Gelände wurden in mehreren Bauabschnitten und bei den Workcamps die Standorte der Baracken sichtbar gemacht.
Weitere Infos zur Geschichte des Gestapo-Lagers und zur Gedenkstätte findet ihr hier.
Historisches Museum Saar
Nachdem das Saarland nach der Volksabstimmung im Jahre 1935 zu Deutschland zurückkehrte, wurde das Saarbrücker Schloss zum Sitz der Gestapo ernannt. In den Kellergewölben des Nordflügels wurden kurz nach dem Einzug fünf Arrestzellen errichtet. Die ersten, die dort inhaftiert wurden, waren politische Gegner der Nazi-Diktatur: Sozialdemokraten, Kommunisten, Katholiken und Gewerkschafter. Später, von Anfang 1942 bis Ende 1944, wurden dort, wie auch auf der Neuen Bremm, vor allem ausländische Zwangsarbeiter aus der Sowjetunion, Italien und Polen sowie Franzosen festgehalten. Eine der Zellen wurde im Rahmen von Restaurierungsarbeiten im Schloss im Jahre 1975 entdeckt und bildet heute den Mittelpunkt der ständigen Ausstellung zum 2. Weltkrieg im Historischen Museum Saar.
Die Kombination von Gedenkort, kuratierter Ausstellung sowie der Möglichkeit, diese auch im Rahmen von Führungen zu erschließen, machen den Gedenkort „Historisches Museum Saar“ zu einer wichtigen Schnittstelle von Erinnerungsarbeit und Jugendvermittlung.
Weitere Infos zum Historischen Museum und den Ausstellungen findet ihr hier.
Kontakt
Stengelstraße 8
66117 Saarbrücken
Tel 0681-633 31
Fax 0681-633 44