Eugen-Berl-Platz – Erinnerung an einen jüdischen Kaufmann

In Erinnerung an Eugen Berl wurde 2014 in St. Wendel ein Platz neben der evangelischen Kirche benannt.

Familie Berl

Das Ehepaar Erna (1888-1942) und Eugen (1870-1936) Berl betrieb ein Textilwarengeschäft in der St. Wendeler Innenstadt. Am 23.08.1925 kam ihr gemeinsamer Sohn Friedrich (Fritz) auf die Welt. Eugen Berl war in erster Ehe in erster Ehe mit Marianna Ermann verheiratet, die am 31.07.1919 in St. Wendel verstarb. Aus dieser Verbindung entstammen zwei weitere Kinder Irma und Max. Eugen Berl engagierte sich in der Stadt und war Mitbegründer der örtlichen SPD. Durch die Boykottaufrufe der Nationalsozialisten musste das Ehepaar das Geschäft im Jahr 1936 aufgeben. Er wurde wegen Vergehens gegen das Blutschutzgesetz angeklagt, da er in seinem Geschäft „arische” Frauen unter 45 Jahre beschäftigte. Dieses war Teil der Nürnberger Rassegesetze und verbot unter anderem den geschlechtlichen Umgang von Deutschen mit Juden. Er verstarb unter den damit verbundenen Belastungen vor Prozessbeginn im August 1936. Seine Frau Erna blieb nach dem Tod des Ehemannes und der Rettung des Sohnes allein in St. Wendel zurück.

Am 22. Oktober 1940 wurden 134 Jüdinnen und Juden aus dem Saarland in das Lager Gurs in Südfrankreich verschleppt. Erna Berl aus Sankt Wendel war eine von noch vier weiteren Jüdinnen und Juden, die noch in St. Wendel lebten und im Rahmen der sogenannten Wagner-Bürckel-Aktion an diesem Tag aus dem Saarland deportiert wurden.

Es erhielten sich mehrere Briefe aus dem Lager an ihren Sohn Fritz, der 1936 als Elfjähriger aus St. Wendel ins heutige Israel zu seinem Halbbruder Max fliehen konnte, der bereits 1933 ausgewandert war. In den Briefen an ihren Sohn Fritz schreibt sie von den Zuständen im Lager, von Hunger, Krankheiten und Einsamkeit: 

„Seit 22. Oktober bin ich hier, es ist ein großes Unglück über uns gekommen, hoffentlich ertrage ich es, wir liegen auf Stroh und mit Kleidern. (...) morgens um 7 Uhr bin ich geholt worden ...“

Dank der Familie ihres Sohnes Fritz durften diese Briefe von der Landeszentrale für politische Bildung  veröffentlicht werden. Sie sind unersetzliche Zeitzeugnisse, die von der Grausamkeit und den Verbrechen des Nationalsozialismus berichten. Die Briefe von Erna Berl zeigen die Aussichtslosigkeit, dem Lager und der Unmöglichkeit zu entkommen, wenn man wie Erna Berl keine in den USA lebende Verwandte hatte, mit deren Hilfe sie durch Übernahme von Bürgschaften und einer Schiffspassage nach Übersee dem Lager entkommen können. Am 6. August 1942 wurde Erna Berl von Gurs in das Lager Drancy verbracht und von dort am 10. August 1942 in das Vernichtungslager Auschwitz verschleppt und dort ermordet.

Drei Briefe sowie mehrere Fotografien der Familie Berl findet ihr in der Online-Datenbank zu den Gurs Deportationen der Landeszentrale für politische Bildung: https://gurs.saarland/index.php?id=44&uid=9&name=Berl-Erna-geb.-Herz

Für seine Frau wurde im April 2011 auf Initiative des Vereins „Wider das Vergessen und gegen Rassismus“ e.V. Marpingen und des Landkreis St. Wendel ein Stolperstein am Standort des ehemaligen Wohnhaus der Familie in der Schlosstraße 6/8 verlegt.

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