Oscar-Gross-Weg - Bürgerhospital Saarbrücken

„Am Reppersberg stand das wichtigste Krankenhaus Saarbrü­ckens, das Bürgerhospital. Es war der Vorgänger des Winterberg­krankenhauses. Im Bürgerhospital fanden medizinische Eingriffe gegen den Wil­len von Patienten statt.

Dr. Hans Dietlen (1879-1955), Mitglied in der NSDAP und im NSDÄB, wurde 1936 dort ärztlicher Direktor. Er war Nachfolger des Arztes Dr. Oscar Gross, der wegen seiner jüdischen Herkunft entlassen wurde.

Mit Hans Erbsen war Dr. Dietlen zuständig für Zwangssterilisatio­nen durch Röntgenstrahlen und für Zwangsabtreibungen. Im Jahr 1958 wurde ein Weg nach Hans Dietlen benannt.

Nach dem Bekanntwerden von Hans Dietlens ärztlichen Aktivitäten im Nationalsozialismus wurde 2018 von der Stadt Saarbrücken der Hans-Dietlen-Weg am Winterberg in Oscar-Gross-Weg um­benannt.“

 

Zwei bekannte Beispiele, die mit dem Bürgerhospital verbunden sind:

„Emma Bauernfeind

geb. am 5. April 1915, war die Tochter des politisch verfolgten Josef Klemmer.

Sie hatte bereits einen Sohn, als bei ihr im Bürgerhospital eine Zwangsabtreibung im sechsten Monat der Schwangerschaft vorgenommen wurde.

Sie starb kurze Zeit später an den Folgen des Eingriffs am 3. April 1941.

Franziska Guldner

geb. am 26. Oktober 1908, war auch eine Tochter von Josef Klemmer. Sie wurde 1942 am Bürgerhospital zwangssterilisiert. Sie hatte zu dem Zeitpunkt bereits vier Kinder großgezogen.

Als Diagnose für die Zwangssterilisation wurde ‚angeborener Schwachsinn‘ ge­nannt. Diese ‚rein eugenische Vorbeugungsmaßnahme‘ war politisch begründet, da ihr Vater, Josef Klemmer, aktives Mitglied der KPD war. Als Opfer des NS-Staates wurde sie nicht anerkannt, weswegen sie auch keine Entschädigung erhielt. Sie starb 1985 in Saarbrücken.“

Zitierte Literatur:

  • Werner Brill, Politischer Stadtführer. Saarbrücken 1933 bis 1945, Saarbrücken 2021, S. 114.

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