Blieskastel-Altheim – Eichenkreuz erinnert an „ehrlose“ Soldaten

"Die Evakuierung der Roten Zone im September 1939 hatte für manches Dorf im Blieskasteler Raum böse Folgen. Nicht genug, dass es im hiesigen Gebiet zu mehreren Zerstörungen durch die Kriegsereignisse des Frühjahrs 1940 kam - den Bewohnern wurde zum Teil die Rückkehr in ihre Dörfer verweigert. Ihre Abwesenheit sollte genutzt werden, um großgermanische Dorfplanungen und Hausbauvorstellungen durchzusetzen. Dazu wurden z.B. in Altheim unter dem Vorwand der Kriegsbeschädigung 80 von 130 Häusern des Dorfes abgerissen. Nach Beseitigung der lothringisch-'welschen' Architektur sollte das Dorf in 'germanischem Baustil' schöner und größer erstehen. Als die Bewohner erst 1941 zurückkehren durften, standen sie vor ihren zerstörten Häusern. Von großzügigen Neubauten war nichts zu sehen und so sollte es auch bleiben. Die ganzen Kriegsjahre über herrschte eine enorme Wohnungsnot. Als es 1944 beim Näherrücken der alliierten Streitkräfte zur zweiten Evakuierung kommen sollte, erinnerte sich die Bevölkerung ihrer Erfahrungen 1939-41 und verweigerte zu großen Teilen den Gehorsam. In den Stollen des Kalbenberges versteckten sich etwa 1.800 Personen aus den umliegenden Ortschaften. Nur unter heftigsten Auseinandersetzungen konnten Einheiten der Polizei die Räumung der Stollen erzwingen. Um Weihnachten 1944 wurden die bis dahin stationierten Heereseinheiten durch Verbände der SS-Division 'Götz von Berlichingen' ersetzt. Mit Durchhalteparolen und härtesten Maßnahmen versuchte man die Kriegsmüdigkeit der Bevölkerung und vor allem der Soldaten zu bekämpfen. Als selbst bei den Soldaten der SS der Glaube an den Endsieg zu wanken begann, und es gehäuft zu Verweigerungen kam, griff man zu Massenerschießungen. 'Am Legen' bei Altheim befand sich bis 1955 ein SS-Soldatenfriedhof, der viele Gräber ohne Kreuze und Namen aufwies. Bei diesen handelte es sich um die im Sinne der SS 'Ehrlosen', die sich in einem unsinnigen Krieg zu kämpfen geweigert hatten und dafür ermordet wurden. Heute erinnert nur noch ein Eichenkreuz an die nach Elm umgebetteten Toten."

Zitierte Literatur:

  • Hermann Volk, Heimatgeschichtlicher Wegweiser zu Stätten des Widerstandes und der Verfolgung 1933-1945. Bd. 4 Saarland, Köln 1989, S. 146f.

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