Fabrikstraße Homburg Erbach – Das Polizeihaftlager in der ehemaligen Tabakfabrik Hewimsa

Das Polizeihaftlager in der ehemaligen Tabakfabrik Hewimsa

„Im Oktober 1939 wurde das erste SS-Sonderlager Hinzert bei Hermeskeil errichtet, um den wachsenden Widerstand der Zwangsarbeiter, Kriegsgefangenen und KZ-Häftlinge zu brechen, die im Rahmen der Organisation Todt bei den Arbeiten am Westwall eingesetzt wurden. Es war Teil des NS-Lagersystems, in dem auch viele Luxemburger inhaftiert waren. Dem Lager unterstellt war das noch im gleichen Jahr in den Räumen der ehemaligen Tabakfabrik Hewimsa in Betrieb genommene Polizeihaftlager Homburg-Nord, welches für den Bereich Homburg, Pirmasens und St. Wendel der Organisation Todt zuständig war. Alfons Friedhoff, der jüdische Gründer der Fabrik, überlebte nach der ‚Arisierung‘ den Holocaust in Frankreich und der Schweiz.

Ein Lagerbuch von 1940 informiert über die Zustände in Erbach: Die Anzahl der Häftlinge schwankte zwischen 50 und 100, gearbeitet wurde zwischen zehn und 12 Stunden, auch an Sonntagen. Unter härtesten Bedingungen sollten die Gefangenen zu ‚geordneter Arbeit‘ erzogen werden. Am 15.3.1940 berichtet das Lagerbuch: ‚Zur Baustelle rückten um 7 Uhr aus 62 Häftlinge, in Begleitung von 3 Posten und einem Sanitäter. Das Einrücken ins Lager erfolgte vollzählig um 17.35 Uhr. Es war der Anblick eines einzigen Lehmklumpens. Tief im Schlamm steckend haben sie heute gearbeitet […] Wieder war ein Tag vorbei, an dem gute Vorarbeit zum Bunkerbau geschafft worden war.‘ Doch konnte selbst die Härte der Behandlung nicht verhindern, dass es immer wieder zu Fluchtversuchen oder anderen Widerstandsformen kam. Am 15.4.1940 vermerkt der wachhabende SS-Führer: ‚Ebenso wurde gemeldet, dass der Häftling Nr. 328 (Storz) sich als Aufrührer entpuppte, die Untersuchung in diesem Falle wird erhoben, derselbe ist vorerst in Einzelhaft. Aus Sicherheitsmaßnahmen wurden heute den Häftlingen Nr. 328 [...] die Haare geschnitten.‘

Nicht nur Häftlinge der Organisation Todt saßen hier gefangen. Nach dem Attentat auf Hitler von Georg Elser im Münchner Bürgerbräukeller am 8.1.1939 fand die Gestapo einen Vorwand, mit Massenverhaftungen im gesamten Deutschen Reich, so auch im Saargebiet, zahlreiche Kommunisten in die Lager zu verschleppen. Sepp Müller aus Saarwellingen erzählt: ‚Mit zwei anderen wurde ich im November 39 verhaftet und in die Zigarettenfabrik nach Homburg geschafft. Die SS hatte sich für die Neuankömmlinge einen besonderen Spaß ausgedacht: Mit zwei bis zum Rand gefüllten Wassereimern an den nach vorne ausgestreckten Händen mussten wir Kniebeugen machen bis zum Umfallen. Dann setzte es Schläge. Häufig riss die SS die Häftlinge aus dem Schlaf und ließ sie nackt im Schneematsch und in der Dunkelheit exerzieren. Die Brutalitäten der Wachmannschaften nahmen so zu, dass der in der Fabrik wohnende Koch des benachbarten DAF-Lagers Anzeige beim SD erstattete. Es kam zur Ablösung der Wachmannschaften nach Hinzert. Danach wurde es etwas erträglicher.‘ Bis zum November/ Dezember 1940 bestand das Lager Erbach. Am 22.11.1940 heißt es im Lagerbuch: „Die letzten 3 Häftlinge wurden heute entlassen.”

Heute befindet sich auf dem Gelände der Tabakfabrik „Hewimsa“ und somit auch des Polizeihaftlagers der Gewerbepark „Salvia“.

Weitere Informationen zur Geschichte des Polizeihaftlagers findet ihr u.a. hier:

 

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