Waldstadion – Hauptkampfbahn der NSDAP

„Das heutige städtische Waldstadion Homburg wurde am 14. und 15. August 1937 als ‚Hauptkampfbahn‘ eröffnet und bis heute verschiedentlich ausgebaut. So kamen Tribünen und Flutlicht erst nach dem 2. WK dazu. Gegner einer Kreisauswahl war am 15. August vor 12.000 Zuschauern Jahn Regensburg (2:0). Das Stadion war als Kind des Nationalsozialismus ein regionaler Baustein der NS-Sportpolitik. Die Nationalsozialisten hatten auch mit dem Waldstadion Großes vor. Die „Großsportanlage” sollte Zentrum eines Omnisportvereins werden und neben dem Fußballstadion ein Frei- und Hallenbad, eine Turnhalle, eine Rollschuhbahn, Tennisplätze sowie einen Aufmarschplatz und eine Ehrenhalle umfassen. In Orten mit über 10.000 Einwohnern sollte es nach den Nationalsozialisten nur noch einen Sportverein für alle Sportarten geben. Fußballerischer Hauptnutzer war zunächst der im August 1936 aus der Gleichschaltung der drei Vereine FV Homburg, SC Union Homburg und der TV 1878 hervorgegangene „Verein für Leibesübungen Homburg”. Aus dem 1908 gegründeten Fußballverein (FV) Homburg mit den Vereinsfarben rot-blau ging am 30.Juni 1949 der heutige FC 08 Homburg hervor. Wie für alle gesellschaftlichen Bereiche im NS waren auch für den Sport Gleichschaltung, Ausschluss von Juden und Jüdinnen, Arisierung und das Führerprinzip prägend. Die Zeit von demokratisch gewählten Vorständen war vorbei. Und selbstverständlich musste der Vorsitzende Mitglied der NSDAP sein. Der FV Homburg vollzog all dies in vorauseilendem Gehorsam geradezu vorbildlich. Am 24. August 1933 trat mit Wilhelm Geitlinger der seit 1932 amtierende Vorsitzende, langjährige Torwart und Vater von Udo Geitlinger (1939-2018), der von 1970 bis 1999 Vorsitzender war, de facto gezwungenermaßen zurück. Eugen Willenbacher übernahm das Amt, das er bis 1968 ausübte. Dieser war 2. Vorsitzender der ‚Deutschen Front‘ in Homburg, die von der NSDAP geprägt war und 1935 in dieser aufging. Er war NSDAP-Mitglied und ab 1937 Ortsvorsteher von Rodalben. Nach dem Zweiten Weltkrieg arbeitete er wieder in der Homburger Stadtverwaltung. Da das Saargebiet und damit auch die Stadt Homburg bis 1935 nicht zum Deutschen Reich gehörte, sondern unter Völkerbundmandat stand, war der Einfluss der NSDAP begrenzt und sie konnte nicht offen auftreten. Die zunehmend vom Geist der Arisierung und des Führerprinzips geprägten Gesetze im Deutschen Reich hatten hier nicht im gleichen Maße Gültigkeit. Trotzdem vollzog der FV Homburg in vorauseilendem Gehorsam bereits 1933 eine freiwillige Gleichschaltung, wandte das Führerprinzip an und jagte die jüdischen Mitglieder mit Schimpf und Schande davon. In der sozialdemokratischen „Volksstimme” stand am 12.9.1933: ‚Dieser Herr ‚Euwi’ (Eugen Willenbacher) hat in der JHV ein rassiges Bekenntnis zum ‚Führer’ abgelegt und dadurch bewiesen, dass er würdig ist, einen gleichgeschalteten Verein tatsächlich zu führen. Auch die vielen Juden, die Mitglieder des Vereins waren, sollen nichts mehr zu melden haben. Man hat ihnen sogar den Laufpass gegeben, um ihnen dadurch für ihre jahrelange kräftige finanzielle Hilfe den höflichsten Dank zu beweisen.‘ Das traditionsreiche Waldstadion Homburg ist ein Beispiel dafür, dass nicht jede Tradition per se positiv ist. Es geht nicht darum, sie ungeschehen zu machen, sondern sich zu entscheiden, wie man damit umgeht.

Auch wenn im Stadtarchiv Homburg Unterlagen zu jüdischen Mitgliedern des FC 08 Homburg teilweise fehlen, weil sie im Zweiten Weltkrieg zerstört wurden, darf dies einem öffentlichen Gedenken nicht im Wege stehen. Das Erinnern an die jüdische Tradition des Fußballclubs sollte analog wie digital stattfinden: im Stadion durch einen Gedenkstein sowie auf den Webseiten von Stadt, Kreis und Verein.“

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